Familien kämpfen für Barrierefreiheit
Alle Familien kennen diese Situation: Wer mit schweren Koffern oder einem Kinderwagen zum Freiburger Hauptbahnhof muss, erfährt dort genau das gleiche Schicksal wie ein Mensch im Rollstuhl oder mit Rollator. Deshalb hat sich der DFV mit Gleichgesinnten zu einer Aktionsgemeinschaft „Bahnhof ohne Barriere (BoB)“ zusammengetan. Gemeinsam mit Behindertenverbänden, Touristikvertretern, Bürgervereinen und VCD (Verkehrsclub Deutschland) wurden öffentliche Aktionen durchgeführt und in der Presse vorgestellt.
„Der DFV und alle Aktionsteilnehmer hoffen nun, dass der Sinneswandel bei der Deutschen Bahn nicht nur eine gute Nachricht ist, sondern dass ein barrierefreier Bahnhof zum Standard eines guten Infrastrukturunternehmens in Deutschland gehört“, hofft Uto R. Bonde (Ehrenvorsitzender DFV Baden-Württemberg) und Gemeinderätin Anke Dallmann (Freie Wähler).
Besonders für behinderte Menschen, Eltern mit Kinderwagen und Gepäck, Radreisende oder Senioren ist dieser Bahnhof ein massiver Hindernislauf: lange Wege, oft stillstehende Rolltreppen, unzumutbare, sehr enge Aufzüge, nicht ausreichende Beleuchtung und eine unzureichende Beschilderung.
Spektakuläre Ortstermine, Verhandlungen mit Gemeinderatsfraktionen, Stadtverwaltung und viele Gespräche mit unseren drei Bundestagsabgeordneten (auch unser DFV Mitglied Kerstin Andreae/ MdB) und eine sehr gut besuchten Podiumsveranstaltung mussten mit Hartnäckigkeit und großem öffentlichen Nachdruck organisiert werden.
Zwei Jahren engagierte sich Aktionsgemeinschaft "BoB" dafür, dass der Freiburger Hauptbahnhof leichter zugänglich und nutzungsgerechter für alle Bahnfahrer – allen Alters, mit und ohne Einschränkungen – genutzt werden kann.
Demos, Gespräche, Petitionen – nichts nützte. Erst verwies der Bund (Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur/ Berlin) auf die "unternehmerische Verantwortung der Bahn", sprich: erklärte sich nicht für zuständig, anschließend behauptete die Bahn, der Bahnhof sei bereits stufenfrei.
Ein Vorortbesuch auf dem Bahnhofsareal demonstrierte den Vertretern des Bundesunternehmens „Die Bahn“ die massiven baulichen Einschränkungen für ihre Bahnkunden. Nach zahlreichen Interventionen beim Bund und der Bahn haben all diese Bemühungen letztlich zu einem Sinneswandel bei den Verantwortlichen der DB geführt. Der permanente Druck der öffentlichen Diskussion hat Wirkung gezeigt: Die Deutsche Bahn will den Freiburger Hauptbahnhof endlich barrierefrei machen und fünf neue Aufzüge bauen. Sechs Millionen Euros will die DB in ihrem Haushalt einstellen - eine Ankündigung die Hoffnungen schafft, dass das Projekt nicht – wie leider andere Projekterfahrungen zeigen – an der Finanzierung scheitern könnte.
Noch für dieses Jahr will die Bahn folgende Arbeiten Wirklichkeit werden lassen: den Blinden-Leitstreifen in der Empfangshalle zum Reisezentrum und zur Fahrtreppe weiterführen; das hatte der Verband der Blinden und Sehbehinderten angeregt. Im Untergeschoss des Bahnhofs soll im Laufe des Jahres die Beleuchtung erneuert und verbessert werden. Außerdem sollen bis Herbst Schilder den Weg vom Bahnsteig zu den Aufzügen weisen. Michael Groh, der Leiter des Regionalbereichs Südwest der DB, schrieb dieser Tage an „BoB“: "Wir befinden uns auf einem guten Weg zu einem wirklich barrierefreien Freiburger Hauptbahnhof".